
Das Bild eines Busses aus der Grundlagenstudie 2019 zur Stadtbahn zeigt die unwahrscheinlichste Situation in Kiel: Ein Dieselbus mit einer Menschenmenge, der einen Radfahrer zum Überholen auf der Fahrspur zwingt. Der Kieler KVAG wird bis 2030 nur noch elektrisch betriebene Fahrzeuge einsetzen, und die Busse sind bereits heute maximal zu 2% ausgelastet. Was aber zukünftig zum Teil geplant ist: Radfahrer, Autofahrer und die geplante Stadtbahn sollen sich auf heute hochbefahrenen Straßen den Platz im sogenannten 'Mischverkehr' teilen.
Fahrgastprognosen:
Im Februar 2025 veröffentlichte die Stadt Kiel die neuesten Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Inbetriebnahmestufe 1 (IBS1-Bericht), also die erste und wichtigste Stadtbahnlinie. Diese soll die Universität (Haltestelle Bremerskamp) mit der Fachhochschule (Haltestelle Wellingdorf) und mit einer zweiten Linie Bremerskamp mit Gaarden verbinden.
Der Bericht IBS1 prognostiziert die Fahrgastzahlen für das Jahr 2035 auf der Grundlage der erwarteten Bevölkerungs- und Verkehrsentwicklung. So sind z.B. die großen Bauvorhaben in Meimersdorf und auf dem MFG5-Gelände ebenso in die Prognose eingeflossen wie die geplante Südspange und die neuen Regionalbahnlinien nach Schönberg und Lübeck. Ebenso wichtig ist, dass das bestehende Busnetz bis 2035 durch neue Linienführungen und Taktverdichtungen weiterentwickelt wird.
So war es möglich, die geplante erste Stadtbahnlinie mit dem dann weiterentwickelten Busnetz anhand wirtschaftlicher Kennzahlen zu vergleichen. Jetzt haben wir es offiziell und schwarz auf weiß:
- Weder Bus noch Bahn erreichen in der werktäglichen Spitzenstunde eine Auslastung von mehr als 65 Prozent. Daraus folgern die Gutachter, dass weder Bus noch Bahn jemals überlastet sind.
- Die durchschnittliche Auslastung der Busse beträgt in der Spitzenstunde nur 47%, die der Bahn sogar nur 31%. Die Bahn fährt also selbst in Spitzenzeiten zu zwei Dritteln leer.
- Nur 6190 Autofahrer steigen nach dem theoretischen Modell der Gutachter auf die Stadtbahn um.
- Von einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen oder von Modal-Split-Zielen ist nirgends mehr die Rede.
Weil der IBS1-Bericht so wichtig, aber gleichzeitig auf kiel.de etwas schwer zu finden ist, haben wir es für Sie ganz oben im Bereich ‚Quellen‘ zum Herunterladen und Nachlesen eingestellt.
Unseren nachfolgenden Text und die verlinkten Beiträge lassen wir aber so, wie bisher stehen. Damit soll die bisherige Diskussion um die Fahrgastprognosen nachvollziehbar bleiben.
Historie vor Veröffentlichung des IBS1 Berichts:
Die Politik beharrt darauf, dass die Busse heute überlastet sind und sich die Fahrgäste nach Einführung der Stadtbahn um 100.000 verdoppeln werden. Aus diesem Grund wurden eBusse als ÖPNV-System für die Zukunft Kiels ausgeschlossen. Wir weisen nach, warum beide Behauptungen blanker Unsinn sind.
Kurz zusammengefasst: Das Kieler Busnetz ist nach der Kiel-eigenen Grundlagenstudie 2019 nur zu maximal 2% überlastet. Zukünftig rechnen die Gutachter der Trassenstudie mit nur 22.000 Autofahrern pro Tag, die auf die Stadtbahn umsteigen. Ebenfalls haben die Gutachter ausgerechnet, dass ein ausgebautes Bussystem bis zu 68.000 zusätzliche Fahrgäste pro Tag aufnehmen könnte. Eine politisch vorgegebene Verdoppelung der Fahrgastzahlen hat noch keine Stadt weltweit auch nur im Ansatz erreicht. Auch aus Kapazitätsgründen braucht Kiel keine Stadtbahn.
- Warum gibt die Kieler Politik eine Verdoppelung der Fahrgastzahlen durch Einführung der Stadtbahn vor, wenn die eigene Grundlagenstudie, die eigene Trassenstudie, Beispiele anderer Städte und logische Überlegungen das nicht einmal annähernd erwarten lassen? Dieser Frage ist die offizielle, schriftliche Antwort der Stadt Kiel angehängt sowie die mündliche Antwort des Oberbürgermeisters, Herrn Kämpfer.
- 2% Überlastung bei den heutigen Bussen kann doch nicht stimmen?
- Warum brauchen wir zukünftig eine Stadtbahn, wenn in 98% aller Busse noch Platz frei ist?
- Sind die Busse in Kiel heute wirklich nur zu 2% überlastet?
- Kassel: Ist der ÖPNV in Kassel ein gutes Vorbild für Kiel?
- Verdoppelten sich in Montpellier die Fahrgastzahlen nach Einführung der Stadtbahn?
- Ist der Verkehr in Freiburg deutlich umweltfreundlicher als in Kiel?