In unserem Beitrag vom 1.10. erfahren Sie, warum die Kieler Busse höchstens zu 2% überlastet sind. Diese Zahl ist durch die Stabsstelle Mobilität der Stadt Kiel bestätigt worden und wird weder von der Politik noch von Befürwortern der Stadtbahn angezweifelt.
Auch zukünftig werden eBusse völlig ausreichen, um die Fahrgäste in Kiel aufzunehmen. Denn die stadteigene Grundlagenstudie 2019 (S.75 ) hat die Bevölkerungsentwicklung, das Verkehrsaufkommen und andere Einflussgrößen analysiert und kommt zum Schluss: „Im Kieler Busnetz zeigen sich … 2030 gegenüber 2015 … leichte Zuwächse... Insgesamt werden 5.000 zusätzliche Fahrgäste im Busverkehr erwartet.“
Hierzu ist zu bedenken, dass die Prognose der Fahrgastzahlen vor Corona stattfand. Mittlerweile haben sich die Arbeitszeiten bis hin zum Homeoffice flexibilisiert, viele Dienstleistungen sind weiter digitalisiert worden, die Babyboomer gehen in Rente, die Bevölkerung altert. Fahrgäste können sich also aussuchen, ob sie lieber zur Hauptverkehrszeit oder entspannt zu anderen Zeiten in den ÖPNV steigen. D.h. die Überlastung wird zukünftig sogar eher abnehmen.
Aus der Politik wird dagegen eine Nachfrageerhöhung als Ziel vorgegeben, die 20 (zwanzig) mal höher ist als von der eigenen Studie in der Realität prognostiziert wird (von derzeit 100.000 auf 200.000 Fahrgäste pro Tag). Es wird weiterhin vorgegeben, dass Autofahrer in gleichem Maße in den ÖPNV umsteigen müssen. Dazu sollen unter anderem der Autoverkehr behindert und Parkplätze abgebaut werden. Maßnahmen wie vermehrte 30er-Zonen, Verlagerungen der Bushaltebuchten in die Straße, Erhöhung der Parkgebühren und Verringerung der Anzahl zweispuriger Straßen werden ja bereits heute umgesetzt. Zwischen elektrisch und fossil betriebenen Automobilen wird dabei übrigens nicht unterschieden, beide sind anscheinend gleich schlimm.
Als wichtiger Grund für die höheren Fahrgastzahlen im ÖPNV wird gerne vom „Schienen-Bonus“ gesprochen. Eine Stadtbahn soll gegenüber Bussen so sehr präferiert werden, dass alleine der Einführung einer Stadtbahn automatisch zu einer Erhöhung der Fahrgastzahlen führt. Dabei wird diese Aussage explizit von der stadteigenen Trassenstudie, auf S. 43 unter dem Punkt „Generierte Fahrgastnachfrage im ÖPNV“ abgelehnt: Es liegen „..bei gleichen Rahmenbedingungen … keine oder nur unwesentliche Fahrgastpräferenzen zwischen Bus oder Bahn vor“.
Als weitere Gründe für die Verdoppelung der Fahrgäste werden genannt:
- Verkürzte Reisezeiten durch konsequente Bevorrechtigung im Straßenverkehr
- Barrierefreiheit
- Geringere Lärmemissionen
Dabei könnten auch eBusse durch eine Bevorrechtigung im Straßenverkehr die Reisezeiten verkürzen. Auch Busse sind verpflichtet, vollständige Barrierefreiheit zu gewährleisten (siehe separaten Beitrag). Zum Thema Lärmemissionen werden wir in Kürze ebenfalls einen eigenen Beitrag anbieten. Spoiler: Auch da hat die Stadtbahn gegenüber eBussen keinen Vorteil.
Wir bitten die Befürworter der Stadtbahn über die Kommentarfunktion um Gründe, warum sich die Fahrgastzahlen verdoppeln sollen.
Zusammengefasst: Aus Kapazitätsgründen braucht Kiel weder heute noch zukünftig eine Stadtbahn.
Und noch eine letzte Aussage: Zur Wohnungsnot in Deutschland versprach die Politik Anfang 2022: „Jedes Jahr werden 400.000 Wohnungen dazukommen.“ Hier wurde auch eine Zahl vorgegeben. Jedoch leider: Das politische Wunschdenken war vergebens.
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