Diese Zahl ist wirklich erstaunlich, einerseits weil sie so gering ist und andererseits, weil sie noch nie öffentlich genannt wurde. Sie ist jedoch ein zentrales Argument gegen die Stadtbahn. Erlauben Sie daher bitte, dass wir hier ausführlicher erklären, warum die aus der Grundlagenstudie 2019 genommene „Momentaufnahme“ des Dieselbusses irreführend für die Situation des Kieler ÖPNV ist, denn nur 2% der Busse sind tatsächlich überfüllt.
- Der Begriff Überlastung wird in der Grundlagenstudie 2019 auf Seite 69 vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) beschrieben als Auslastung die „in der Spitze 100% der Sitzplätze und 65% der Stehplätze nicht überschreiten sollte“.
- Auf Seite 63 ist über die Fahrgäste zu lesen „40% sind Personen-km von und zur Ausbildung“ Dazu passen die sieben aus 29 Buslinien, die auf Seite 70 als überlastet genannt werden: „Neben der Linue 11 stoßen auch due Linien 60S, 100, 101, 61, 62 und 501 in den Hauptverkehrszeiten an ihre Kapazitötsgrenzen“. Also sind nur 7 von 29 Buussen teilweise überlastet (24%)
- Auf Seite 65 wird der Ausbildungsverkehr genauer beschrieben: „Die meisten Fahrgäste in Kiel wollen in die Innenstadt, zur Universität, zur Fachhochschule“. Sobald die genannten Linien die FH oder Universität erreichen, steigen die Schüler und Studierende aus. Die Busse fahren dann mit einer minimalen Anzahl an Fahrgästen weiter bis an ihre Endstationen. Nur 60% der Haltestellen dieser Linien sind daher wirklich überlastet.
- Bildungsverkehr bedeutet weiterhin, das die Überlastung während der drei Monate Schul- bzw. Semesterferien (9/12 Monate = 75%) und während der Wochenenden nicht auftritt (5/7 Tage = 71%).
- Auf Seite 70 steht weiterhin „In den Spitzenstunden kommt es vor allem in der Innenstadt, am Ostufer und in Richtung Universität zu deutlichen Überlastungen der Busse“. Die fünf Spitzenstunden sind exemplarisch einer Abbildung auf Seite 69 zu entnehmen und sind von 6-8:00. und 14-1700. Da die Buslinien konservativ gerechnet nur maximal 22 Stunden pro Tag fahren, ergibt sich ein Verhältnis von 5 zu 22 (23%).
- Die Überlastung errechnet sich dann als 24% x 60% x 75% x 71% x23% = 1,3%. Die Stabsstelle Mobilität der Stadt Kiel, denen wir diese Kalkulation vorlegten bescheinigten uns, das sie handwerklich korrekt ist.
Zusammengefasst: Die Busse des Kieler ÖPNV sind also höchstens zu 2% überlastet. Alleine aus diesem Grund ist die Investition von 1 Mrd.€ in eine Stadtbahn als ob man mit Kanonen auf Spatzen schiessen würde.
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Kommentare
Mit Verlaub, aber Ihre Rechnung folgt dem beliebten Statistikerwitz: Wer mit dem Kopf im Backofen liegt und mit den Füßen im Tiefkühlfach, ist im Durchschnitt angenehm temperiert.
Wenn ich an einer Linie wohne, die überlastet ist und zu einer Zeit zur Arbeit/Schule/Uni/etc. muss, dann hilft es mir wenig, wenn am anderen Ende der Stadt abends um elf auch mal Busse leer sind.
Ich komme dann einfach zu spät, wenn ich nicht reinpasse. Oder fühle mich unwohl/werde schneller krank, wenn der Bus zu voll ist. Zu voll tritt übrigens mit Rollstuhl oder Kinderwagen oder gesundheitlichem Problem noch deutlich früher auf als jemand ohne Gepäck, der die ganze Fahrt stehen kann.
Die Straßenbahn soll ja auch nicht am Ende der Welt gebaut werden, sondern genau da, wo die Linien überlastet sind. Es gibt Menschen, die derzeit nicht den ÖPNV benutzen, weil er Ihnen zu voll ist. Wie oft fahren Sie denn derzeit Bus?
Hallo Lea,
Wir nehmen Ihren Kommentar zur Kenntnis
1. Sie wohnen an einer der überlasteten Linien: Unsere Prozentzahl bezieht sich nur auf die überlasteten Linien.
2. Die Linie ist nicht um elf Uhr abends überlastet, sondern in der Hauptverkehrszeit: Unsere Prozentrechnung bezieht sich nur auf die Hauptverkehrszeiten.
3. Sie wollen immer mitfahren und sich nicht unwohl fühlen, z.B. wenn Sie mit Gepäck, Kinderwagen oder Rollstuhl unterwegs sind! Mit 98% Wahrscheinlichkeit finden Sie einen Platz.
4. Wenn die Busse nicht voll wären, würden mehr Leute mitfahren: Warum sind die Busse dann nur zu 2% überfüllt?
Wir nehmen den Bus oder gehen zu Fuß, wann immer wir das Auto stehen lassen können. Wir nutzen flexible Arbeitszeiten und Heimarbeit, um die Stoßzeiten zu vermeiden. Einer unserer Söhne wohnt hinter dem Uni-Sportzentrum und fährt täglich zur FH, um dort zu studieren. In 2 Jahren musste er 3x 5 Minuten auf den nächsten Bus warten. Die FH hat die Vorlesungszeiten gestaffelt, um die Überlastung der Busse nur in den morgendlichen Stoßzeiten zu reduzieren.
Die neuen Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die wichtigste Linie 1 wurden übrigens im Februar 2025 von der Stadt Kiel veröffentlicht. Wir haben sie für Sie ganz oben unter „Quellen“ als pdf hinterlegt. Jetzt können Sie es selbst nachlesen und müssen unseren Berechnungen überhaupt nicht mehr glauben: Die Gutachter errechnen für das Jahr 2035 eine Überlastung (definiert als 65% Auslastung) an Werktagen selbst in der Hauptverkehrszeit von 0%, egal ob Bus oder Bahn.
Würden Sie sich nach Prüfung eher für die Bahn für über 1 Mrd. € oder für das alternative Bussystem für nur 50 Mio. € entscheiden? Wir sind gespannt auf Ihre Antwort
Mit freundlichen Grüßen
GrueKoS